Bericht im Anhang der Foto`s
MC March-Höfe – 4 Tagestour Piemont (30.5. – 2.6.2024)
30. Mai: Route: Lachen – Bellinzona - Monte Carza – Mergozzo – Omegna – Vercelli – Asti - San Marzano Olivieto, ca. 460 km
Früh am Donnerstagmorgen trafen sich 4 regenfeste Biker in Lachen zur ultimativen Regenfahrt Richtung Süden. Alle anderen Teilnehmer waren in weiser Voraussicht bereits einen Tag früher losgefahren und somit wenigstens noch trocken bis ins Tessin gekommen. Bei der Raststätte Bellinzona traf sich die ganze Gruppe – 9 Motorräder und 10 FahrerInnen – und nach einer kurzen Stärkung für FahrerInnen und Motorräder ging es los in Richtung Piemont.
Der erste Tag lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Nass. Die Strecke führte uns entlang der rechten Seite des Lago Maggiore über den Monte Carza. Die spektakuläre Aussicht auf dieser Panoramastrasse blieb uns leider verwehrt, wir hatten mit Nebel, Regen und rutschigen Strassen zu kämpfen. Wieder zurück auf der Hauptstrasse am Lago Maggiore keimte etwas Hoffnung auf. Der Himmel wurde heller und der Regen liess nach. Die Mittagspause am Lago di Mergozzo konnten wir dann tatsächlich mehr oder weniger im Trockenen geniessen, aber die Freude hielt nicht lange an. Pünktlich zur Abfahrt wurde es wieder dunkel und der Himmel öffnete seine Schleusen von Neuem. Wir liessen uns unsere gute Laune nicht verderben, stiegen unverdrossen in unsere Regenkombis und weiter ging die Fahrt entlang des Lago d’Orta in Richtung Langhe, das Herzstück des Piemonts (wir stehen dazu: aufgrund des Regens legten wir einen Teil dieser Strecke auf der Autobahn zurück). Je weiter Richtung Süden, desto mehr nahm die Sonne Überhand, aber so einfach wurde es uns dann doch nicht gemacht. Jedes Mal, wenn wir dachten, wir könnten uns unserer Regenbekleidung entledigen, kam der nächste Guss. Nach knapp 500 km erreichten wir unser Ziel San Marzano Olivieto. Im Agriturismo «Le due Cascine» wurden wir bereits mit einem Apéro erwartet. Was für eine Erleichterung, die durchnässten (und bei einem Teilnehmer durchlöchterten) Kleider auszuziehen und endlich in der wärmenden Sonne zu sitzen.
Zum Abendessen wurden wir mit einem traditionellen Piemonteser Menü verwöhnt und danach liessen wir den Tag bei einem Glas Barolo aus hauseigener Produktion, Grappa oder Limoncello ausklingen, einige bis früh am Morgen.
31. Mai: Monti – Vigneti – Mare
Route: Sassello – Savona – Altare – Pontinvrea – Pontevecchio – Cortemilia – Canelli – San Marzano Olivieto, ca. 200 km
Endlich wieder Sonne! Unsere Strecke führte uns am zweiten Tag über schmale, kurvige Strassen bergauf und bergab durch die berühmten Weinberge des Piemonts – Fahrspass pur. Die Fahrt verlangte uns einiges ab an Konzentration und so waren wir nicht unglücklich über einen Kaffeehalt in Sassello. Also nichts wie auf dem kürzesten Weg zur Bar Levey. Das mit dem kürzesten Weg erwies sich jedoch als nicht so eine gute Idee - das war eine Einbahnstrasse und ausgerechnet dort standen die Carabinieri und erwarteten uns. Nach längerer Diskussion, gewissenhafter Überprüfung aller Dokumente und dank guter Italienischkenntnisse wurde uns die Busse erlassen und eine sichere Weiterfahrt gewünscht. Nach dieser Aufregung und einem
stärkenden Kaffee gings weiter Richtung Meer. Den nächsten Halten legten wir in Savona ein. Die meisten von uns erinnerten sich an das Einbahn-Erlebnis und fuhren korrekt auf den Parkplatz. Nach einem Fotohalt vor der Statue des italienischen Freiheitskämpfers Garibaldi direkt am Meer ging’s weiter. Wir verliessen das Meer und fuhren wieder Richtung Berge. Und nochmals erwarteten uns tolle, aber auch anspruchsvolle Kurven bis zum Mittagshalt im Ristorante La Pineta in Pontinvrea, einem urchigen Restaurant mit typischer piemonteser Küche – auch von der Menge her.
Nach dem gemütlichen Teil machten wir uns mit vollen Mägen langsam aber sicher wieder auf den Heimweg. Und was erwartete uns? Natürlich wieder Regen! Diesmal zum Glück nicht lange, aber es reichte, um die Regenkombis anzuziehen. Aber darin waren wir ja schon Profis. Für den Rest der Tour folgten wir schmalen, teilweise abenteuerlichen Strässchen abseits der Hauptverkehrsachsen, fuhren wieder durch wunderschöne Landschaften mit traumhaften Aussichten. verschlafene Dörfchen, jahrhundertealten Burgen und Klöstern, Weinbergen und Kellereien – eben typisch Piemont. Und nun zur Quizfrage des heutigen Tages: Wie erklärt man dem Vorausfahrenden, unterwegs am Tempolimit, dass sein Top Case offen ist und dessen Inhalt sich allmählich auf der Strasse zu verteilen beginnt?
Ohne grössere Verluste erreichten wir am späteren Nachmittag wieder unser Agriturismo, wo der wohlverdiente Apéro schon für uns bereit stand.
1. Juni: Il giorno dei passi
Route: Acqui Terme–Ovada – Campo Ligure – Voltaggio – Castagnola – Montessoro – Borgo Adorno – San Sebastiano Curone – Tortona – Mombaruzzo – San Marzano Olivieto, ca. 260 km
Die heutige Etappe führte uns in den hügeligen Südosten des Piemonts, weg von den Rebbergen zu den Ausläufern des Ligurischen Apennins. Eine Passstrasse nach der anderen – nicht sehr hoch aber kurvenreich und verkehrsarm - versprach fahrerischen Spass, hiess aber auch höchste Konzentration: die Strässchen waren nicht immer im besten Zustand und teilweise mit Sand und Erde bedeckt. Wir liessen uns davon nicht beirren und genossen unsere «Spielwiese» in vollen Zügen. Irgendwo im Nirgendwo fanden wir auch eine Osteria, wo wir uns mit Kaffee- und Kuchen und viel Wind etwas erholen konnten. Allzulange wollten wir aber auch nicht rumsitzen, die nächsten Kurven riefen – und noch ein Pässchen und noch eins und noch eins… so ging es fast den ganzen Tag weiter. Mittagshalt war im Ristorante da Bruno in Rocchetta Ligure geplant. Einmal mehr feines Essen aber viel zu viel. Am Nachmittag wurde es langsam aber sicher weniger hügelig und wir kämpften uns durch die monotone Ebene südlich von Alessandria. Zum Abschluss der heutigen Tour machten wir einen Besuch in der Grappadistillerie Berta in Mombaruzzo. Eine Degustation lag leider nicht drin, wir mussten noch zurück fahren, aber einen guten Kaffee und ein paar Amaretti liessen wir uns nicht entgehen.
Zurück im «Le due cascine» wurden wir von Armando bereits erwartet – der Apéro war aufgedeckt, der Durst gross und Gesprächsstoff hatten wir mehr als genug.
2. Juni: Arrivederci Piemonte
Route: Alessandria – Novara – Luino – San Bernardino – Lachen, ca. 470 km
Heute hiess es schon wieder Abschied nehmen. Viel zu schnell liessen wir die eindrückliche Hügellandschaft hinter uns und näherten uns den grösseren Städten Alessandria und Novara. Die Gegend um Novara ist eines der grössten Reisanbaugebiete Europas. Und so durchquerten wir bis zur ersten Pause gefühlt stundenlang die eindrücklich endlosen Reisfelder. Mangels Alternative machten wir heute mal einen Kaffeehalt bei McCafé und wurden sehr positiv überrascht – ein Geheimtipp, wenn sonst alle Kaffeebars geschlossen oder gar nicht vorhanden sind.
Auf der Schnellstrasse kamen wir gut vorwärts und schon bald hatten wir den Lago Maggiore wieder vor uns. Zum Mittagessen ging es in die Altstadt von Luino. Im «La Luinese» wurden wir ein letztes Mal mit italienischen Spezialitäten verwöhnt, obwohl niemand mehr so richtig hungrig war. Nach dem Mittagessen fuhren die, die sich noch nicht verabschiedet hatten, über den San Bernardino nach Hause. Zum Glück hatte die Polizei Nachsicht mit uns und liess uns über den Pass fahren, für Autos waren die Autobahnausfahren aufgrund des Staus gesperrt. Kaum auf der Nordseite angekommen wurden wir, wie könnte es anders sein, von heftigem Regen begrüsst.
Nach 4 Tagen dürfen wir zurückschauen auf eine eindrückliche Motorradtour, die uns bestimmt noch lange in Erinnerung bleiben wird. Vielen Dank an Tino für die Organisation und die tolle Strecke. Wir haben es in vollen Zügen genossen und freuen uns auf die nächste 4 Tages-Tour!
Und zum Schluss hier noch, was wir auf dieser Reise gelernt haben:
Strada chiusa bedeutet nicht unbedingt, dass man nicht durchfahren kann, genauso wenig ein Einbahn-Schild.
Ein kreisender Finger über dem Helm beim Tourenleiter kann vieles bedeuten: wir bleiben bei der Version «Lasso schwingen».
Prüfe, wie du dein Gepäck festbindest, im schlimmsten Fall kann sowohl deine Tasche wie auch deren Inhalt durch den Auspuff verbrennen.
Kontrolliere vor der Abfahrt, ob wirklich alle Koffern verschlossen sind.